Alles Neue kam von oben – vom Bauen in der Bierstadt
Hofbräuhaus Traunstein sichert mit neuem Lagerkeller die Bierqualität
Seit 1612 steht das Hofbräuhaus Traunstein inmitten der Traunsteiner Altstadt. Genau dort, wo es Kurfürst Maximilian I. von Bayern gegründet hat. Schöne alte Gebäude, für die moderne Brautechnik aber immer wieder eine neue Herausforderung.
Vor kurzem wurde ein weiterer Lagerkeller in Betrieb genommen. Geplant und umgesetzt wie jede Modernisierung seit 1991 vom 1. Braumeister Nik Mayrshofer. Ein 2,1 Millionen-Invest in Bierqualität und in die Zukunft. Für begrenzten Raum Lösungen zu erdenken, das gehört für den erfahrenen Brau- und Baumeister mittlerweile zum Tagesgeschäft, unverzichtbar dabei das Knowhow seines 2. Braumeisters Matthias Sailer und der Einsatz der gesamten Brauermannschaft in der Planungs- und Umsetzungsphase.
Eine unkonventionelle Lösung
„Die Türen und Gänge in unseren historischen Gebäuden waren einfach zu eng und zu klein für die dringend benötigten Tanks und Bauteile – da musste eine unkonventionelle Lösung her: ein mobiles Dach – wie bei einem Suppentopf!“, so Nik Mayrshofer. Ein alter Lagerkeller von 1962 wurde aufwändig mit der Hand bis auf die Außenmauern entkernt – von 10 Metern Höhe bis 4 Meter Tiefe. Hohe Entsorgungskosten und viele Arbeitsstunden fielen dabei an. Dann wurde Schicht für Schicht ein zweistöckiger Lagerkeller eingebaut, ummantelt mit stabilen, hochdämmenden Edelstahlwänden. Acht Tanks mit je 650 hl für untergärige Sorten, vor allem das beliebte HELLES und darüber nochmals vier Tanks mit je 100 hl für die Bockbiere und zwei Tanks à 160 hl für Spezialsorten wie das alkoholfreie Zwickl. Eine CIP-Anlage sorgt dort für automatische Reinigung. Auch die gesamte Ablaufsteuerung ist wie bereits beim Gär- und Lagerkellerprojekt im Jahr 2015 eine hofbräu-hausgemachte Lösung.
Die Braumeister Matthias Sailer und Nik Mayrshofer arbeiten für absolute Bierqualität.
Jeden Tag a bisserl besser
„Die ganze Baustelle war ab dem ersten Tag ein Husarenstück.“ so Bräu Maximilian Sailer. „Eigentlich kaum machbar, aber wir lieben die Herausforderung und freuen uns jetzt umso mehr über das gelungene Werk. Unser Anspruch und Ziel ist es, uns stetig zu verbessern.“ Im Februar 2020 wurde die Baustelle eingerichtet und das Gebäude von oben geöffnet und mit einem mobilen Dach versehen. Über die Öffnung konnten mit einer speziellen Kran-Konstruktion die schweren Bauteile eingehoben werden. Schnee und Eis erschwerten immer wieder die Abläufe, denn innen musste es trocken bleiben. Auch die Tanks wurden mit Sondertransporten angeliefert und von oben hinein platziert. Seit Juni 2022 ist der Lagerkeller nun in Betrieb.
Durch die Öffnung wurden alle Tanks und schwere Bauteile eingebracht.
Das Dach blieb als mobile Sonderkonstruktion bestehen. Ein riesiger Deckel, damit auch zukünftige Generationen im Hofbräuhaus Traunstein einfach und flexibel Erweiterungen in diesem Gebäudeteil umsetzen können. Drei Stufen sind noch möglich.
Konstante Qualität
Eine Erweiterung der Lagerkapazität für die vielen verschiedenen Biersorten war dringend erforderlich, denn nur so lässt sich der von den Traunsteiner Brauern geforderte Anspruch an Qualität und Geschmack konstant beibehalten. Vor allem im Sommer, wenn Biergärten, Wirtshäuser, Festveranstaltungen und Getränkemärkte Hochkonjunktur haben, darf kein „junges“ Bier rausgehen. Aus Kosten – und Platzgründen lagern viele Brauereien ihr Bier in großen, aufrechtstehenden Tanks. Im Hofbräuhaus Traunstein dagegen wird mit dem personal- und kostenintensiveren Zweitankverfahren gearbeitet, bei dem sich die Hefe am Boden von liegenden Tanks absetzt und daher länger und intensiver in Kontakt mit dem Bier bleibt. Je nach Sorte bekommen die Biere hier zwischen 6 Wochen und 3 Monaten Zeit zu reifen. Und das geht nur mit ausreichenden Lagermöglichkeiten.
Strenge Qualitätsprüfung mit über 30 Jahren Erfahrung
Für den Bau wurden wie immer bewährte regionale Handwerksbetriebe gewählt, die neben ihrem fachlichen Wissen auch schnell und unkompliziert reagieren können. Darunter Planungsbüro Haumann und Fuchs, Pöschl Anlagenbau, Mayer Hoch- und Tief Bau, Gresser Tankbau, Plereiter und Haberland Dachbau, SSP Elektrotechnik, Multibrau Plus Steuerungen, Stahlbau Allgaier, Haistracher Edelstahlbau und die Spenglerei Pribil. Die Mittelstandsbrauerei steht ganz oben auf der Bierliebhaber-Liste unter immerhin 13 Brauereien im engeren Umkreis. Liegende Lagerung, offene Gärung, spezielle Veredelungsprozesse und beste heimische Rohstoffe sind nur einige Elemente der Erfolgsrezepturen.