15. Traunsteiner Starkbierfest
Vom Colgate-Baur, der Demokratur in Traunstein und einem „Riesenloch“ als Campus Chiemgau
15. Auflage des Starkbierfests im Hofbräuhaus Traunstein: Beim Derblecken konnten sich die Lokalpolitiker mal wieder „völlig entspannt hinter ihren Masskrügen verstecken“,
wie es Festredner Albert Rosenegger genüsslich prophezeite – doch vor allem zwei, die sich entschuldigen ließen, wurden besonders streng bedacht.
„Beim Bier wird getrunken, gestritten und wieder vertragen“, führte Maximilian Sailer gleich zu Beginn des Starkbierfests in seinem Hofbräuhaus ein. Grund zum Trinken gab‘s am Samstagabend (17. Februar) genug, doch zum Streiten nicht wirklich. Festredner Albert Rosenegger kennt die Traunsteiner Lokalpolitik dafür zu gut und weiß genau, wie man „derbleckt“. So, dass es trifft und auch mal weh tut, aber ohne böses Blut. „Bier“, so Sailer, sei „das demokratischste aller Getränke“. Es komme in allen Farben vor und sei Wegbereiter der gendergerechten Sprache: „Es heißt ‚der Bock‘, ‚die Halbe‘ oder ‚das Weißbier‘.“
Aber wie weit es mit der Demokratie in Traunstein her ist? Zur Neuplanung des Maxplatz‘ oder der Bebauung der Salzmann-Insel würden die Bürger zwar gefragt, „aber die Exekutive tut trotzdem, was sie gern tut“, blickte Rosenegger in Richtung Oberbürgermeister Christian Hümmer. Da habe man es eher mit einer „Demokratur“ zu tun, so Rosenegger. Dafür kümmere sich Hümmer bestens um die älteste Generation in der Stadt und strecke helfend die Arme aus: „Zum Beispiel haben Sie die Erweiterung des Krematoriums am Waldfriedhof gefördert.“
Beim neugewählten Stimmkreisabgeordneten im Landtag, Konrad Baur, fielen Rosenegger vor allem seine Wahlplakate wieder ein. Ob er mit seinen werbewirksam eingesetzten „blütenweißen Zähnen“ nicht auch für Colgate geworben hatte? Ums Äußerliche kreiste auch Roseneggers Vers zur SPD-Bundestagsabgeordneten Bärbel Kofler: „Sie muss das rote Fähnlein schwingen und um Kanzler-Sympathien ringen. Das geht natürlich an d‘Substanz, wobei sie fällt vom Fleische ganz.“
Wieder einmal auf den Punkt gebracht: Die Fastenpredigt von Albert Rosenegger.
Vor allem Ramsauer und Kaniber bekamen Fett weg
Während sich die meisten der Derbleckten „völlig entspannt hinter ihren Masskrügen verstecken“ mussten, wie der Festredner treffend bemerkte, ließen sich drei entschuldigen: Landrat Siegfried Walch, Bundestagsabgeordneter Peter Ramsauer und Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Ramsauer müsse in Berlin „de letzten Strophen seiner Polit-Karriere obsinga. Und de ziang se zach dahi, wenn nebenbei scho de Heimat winkt.“ Höchste Zeit werde es, bevor er in Berlin noch ganz und gar „verramsauert“.
Michaela Kaniber bekam wohl am meisten Fett weg. „Sie hat sich entschuldigen lassen. Sie muss sich aufs Derblecken am Nockherberg seelisch vorbereiten. Sie ist zu gut und zu schön, um sich auch noch in der Provinz blicken zu lassen“, bemerkte Albert Rosenegger. „Parfümgeruch im Anbindestall“ – das löse zwar nicht die Probleme der Landwirtschaft, mache sie aber angenehmer. Den Bauernprotesten konnte Rosenegger aber viel abgewinnen, vor allem fürs Umfeld am Land: „Die temporäre Stelle, hebt die ländliche Idylle. Man genießt die Ruhe auf dem Land, wenn die Bauern zur Demo in da Stodt drin sand.“
Immer bei festlichen Anlässen mit dabei: Der Fasslwagen mit den vier prächtigen Kaltblütern.
„Riesenloch“ Campus Chiemgau und Orden für Sengl
Und der abwesende Landrat Walch? Auf persönlicher Ebene setzte es da keine Spitze. Dafür gegen das Landkreis-„Jahrhundertprojekt“ Campus Chiemgau – der wachse in erster Linie nach unten. Mit etwas Glück gehe im „Riesenloch“ doch noch ein Blindgänger her, „damit man den Bau noch ein wenig hinausschieben kann, bis sich die Preise auf dem Bausektor wieder dafangan“. Ob Walchs politische Zukunft in Berlin liegt? Dann könnte auf Kreisebene „zum dritten oder viertel Mal“ Walchs Stellvertreter Sepp Konhäuser sein Strickmuster auspacken. Mit dem Amt hätte es ja schon ein paar mal etwas werden können, „wenn‘s dumm herganga waar“, so Festredner Rosenegger.
Gisela Sengl, aus dem Landtag hinausgewählt, dafür jetzt Co-Vorsitzende der bayerischen Grünen, erhielt von Willi Schwenkmeier den Orden „für Nix und wieder Nix“, für engagierte Bürger, deren Einsatz nicht immer Profit abwirft. Rosenegger dichtete: „Abgestürzt mit schwachen Quoten, schrieb sie ab schon Jedermann. Doch fiel die Katze auf die Pfoten, und kam nun saft im Vorstand an.“ Nach der Preisverleihung machte Kabarettist Ralf Winkelbeiner den Abschluss. Mit gewitzten Anekdoten aus dem Alltagsleben brachte der Manchinger nochmal ordentlich Stimmung in den historischen Saal des Hofbräuhauses.
Gisela Sengl erhielt in diesem Jahr den Orden für “Nix und wieder Nix”